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einem geräumigen Hafen auf der Nordseite des gleichnamigen
Vorgebirges. In der Nähe erhob sich der berühmte Berg Eryr,
auf dessen Gipfel der reiche Tempel der in ganz Italien verehr-
ten Juno Erycina stand. Am Fuße des Berges lag die Stadt
Eryr mit einem Hafen. — Eine Meile westwärts, auf einer
schmalen Landzunge lag die von den Karthagern im ersten pu-
nischen Kriege angelegte Stadt D rep a na (Trapani). — Auf
der Nordküste: S eg est a oder Eg est a, welche der Sage nach
von Äneas gegründet wurde. — Panormus, das heutige Pa-
lermo, eine Kolonie der Phönizier, mit dem besten Hafen Siciliens;
sie war damals die Hauptstation der karthagischen Flotte, jetzt ist
sie die Hauptstadt der Insel. — H im er a, eine Kolonie der Chal-
cider; hier wurden die Karthager im Jahre 480, am Tage der
Schlacht bei Salamis, von Gelon gänzlich geschlagen. — Im In-
nern: En na, welche man wohl den Nabel Siciliens nannte.
2. Sardinia. — Die Urbewohner dieser gebirgigen Insel
galten für sehr wild und treulos. Sie waren ein Gemisch aus
afrikanischen und iberischen Stämmen, zu welchen später Phöni-
zier, dann Karthager kamen, bis die Insel im Jahre 238 von
den Römern unterworfen wurde. An der Südküste lag das von
Karthagern gegründete Car ali s (Cagliari), damals wie jetzt
die Hauptstadt des Landes, mit einem guten Hafen; hier hatten
auch die römischen Statthalter ihren Sitz.
3. Corsica. — Diese Insel, das Vaterland des Kaisers
Napoleon, ist von Sardinien durch eine 2 Meilen breite Meer-
enge getrennt, die in alter Zeit den Namen Fossa führte, jetzt
aber „Straße von St. Bonifacio" genannt wird. Das Land
ist ganz von waldigen Gebirgen durchzogen, und war damals
nur an der Ostküste etwas angebauet. Die Bewohner, welche
von den Römern als sehr wild und unbändig geschildert wer-
den, beschäftigten sich größtentheils mit der Jagd und dem Berg-
bau. Sie scheinen aus Jberien und Ligurien eingewandert zu
sein. Später kamen auch noch Phocäer und Karthager herüber;
namentlich gründeten die Phocäer an der Ostküste die Stadt
Alalia, welche den Namen Aleria führte, seitdem Sulla eine
Kolonie römischer Bürger dorthin geschickt hatte. Die Römer
hielten diese Insel nicht hoch und stellten sie gewöhnlich unter
den Statthalter Sardiniens.
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Extrahierte Personennamen: Erycina Sardinia Corsica Napoleon Sulla
139
bäum zurück, und war schon im Begriffe, nach Afrika überzu-
setzen; aber die militärische Strenge, welche er übte, ward Ver-
anlassung, daß viele Städte von ibm wieder an die Karthager
abfielen. Nach dritthalbjährigem Aufenthalte (278—275) schiffte
er sich wieder nach Italien ein, um deu hartbedrängten Taren-
tinern die erbetene Hülfe zu bringen. Scheidend brach er in die
ahnungsvollen Worte aus: „Dieses Eiland wird dereinst der
Zankapfel zwischen Rom und Karthago sein!" Sobald die Rö-
mer seine Ankunft erfuhren, schickten sie den Consul Cur ins
Dentatus mit einem Heere gegen ihn ab, und es kam bei
Beneventum (275) zu einer dritten großen Schlacht. Pyrr-
hus rechnete wieder vorzüglich auf seine Elephanten, aber gegen
diese hatten die Römer ein gutes Mittel erfunden. Mit einem
fürchterlichem Geschrei warfen sie brennende Fackeln und Pech-
kränze zwischen die Ungeheuer, so daß sie wüthend zurückrannen
und Verwirrung und Flucht über das Heer des Pyrrhus selbst
brachten. Sein Heer wurde gänzlich geschlagen, sein Lager er-
obert. Dieses diente ihnen zum Muster, wie man ein solches
regelmäßig abstechen und befestigen müsse. Überhaupt lernten sie
von ihm die neuere griechische Kriegeskunst kennen, durch welche
fünfzig Jahre früher Alexander der Große ein so mächtiges Reich
gegründet hatte. Der Sieger hielt nun einen glänzenden Tri-
umphzug, in welchem auch vier Elephanten, zur größten Augen-
weide der Römer, mit aufgeführt wurden.
Nach dieser Niederlage hielt Pyrrhus es für rathsam, Ita-
lien aufzugeben und in sein Land zurückzukehren 6). Er schiffte
sich mit dem Überreste seines Heeres so geräuschlos als möglich
wieder ein und ließ in Tarent bloß eine Besatzung zurück. Der
klägliche Zustand, in welchem der große, weitberühmte Krieges-
held wieder anlangte, mußte auch den auswärtigen Völkern einen
hohen Begriff von der Macht der Römer einflößen. Er selbst
endete schon im Jahre 272, bei der Belagerung von Argos im
Peloponnes, sein abenteuerliches Leben. Hier schleuderte eine
Argiverin von ihrem Hause herunter einen Ziegelstein auf den
Kopf des Königs, so daß er besinnungslos vom Pferde sank;
b) 0uriu8 Dentatus Pyrrhum ex Sicilia in Italiam reversum vicit et
Italia expulit. Liv. ep. Xiv.
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Extrahierte Personennamen: Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Italien Rom Karthago Tarent Argos Italiam
145
thager i mmer weiter über Afrika aus, und-in der(.Blüthezeit
mogte man in Afrika allein gegen dreihundert mehr oder weni-
ger von ihnen abhängige Plätze finden, von denen die meisten
wohl durch unmittelbare Stiftung entstanden waren. Allein
nicht bloß, auf Afrika beschränkten sich ihre Niederlassungen. Sie
besaßen auch die drei Balearen Majorka, Minorka und Jvizza;
die Inseln: Malta (Melite), Gozzo (Gaulos) und Elba (Ai-
thalia); Sardinien (Sardo) und Corsica (Kyrnos); ferner den
südwestlichen Küstenstrich Spaniens mit dem altphönizischen Aus-
gangspunkte Cadir (Gades); und die Nordküfte Siciliens mit
den Städten Soloeis, Panormus und Motpe, nebst den kleinen
Inseln bei Sicilien, z. B. den Liparischen. Eine so ausgebreitete
Herrschaft über ferne Länder und Meere hin erwarb und sicherte
sich Karthago durch seine trefflich bemannte und befehligte Flotte
von hundertfünfzig bis zweihundert größeren Schiffen, für welche
die geräumigen und festen Werften des inneren Hafens bestimmt
waren. Das Landheer bildeten meist Söldner aus allen Nationen;
die Bürgerwache, oder die soganannte heilige Schar, diente nur
in Nothfällen der Hauptstadt. Auch Streitwagen und Elephan-
ten wurden nach asiatischer Sitte bei ihrem Heere gebraucht.
Rom hatte bis dahin durch zwei Handelsverträge, und selbst
durch ein Bündniß gegen Pyrrhus, mit dieser erobernden Han-
delsrepublik in friedlichem Verkehre gestanden. Über Sicilien
aber, nach dessen Besitze Beide strebten, erwachte eine gegensei-
tige Eifersucht; und es ging in Erfüllung, was der epirotische
König ahnend vorhergesagt hatte: „Sicilien wird dereinst eine
Palästra zwischen Rom und Karthago sein."
Es hatten nämlich Ca mp an er, die sich wegen ihrer Tap-
ferkeit Mamertiner, d. i. Söhne des Mars, nannten, bei
Agathokles, dem Könige von Syrakus, als Miethstruppen ge-
dient. Als sie nach dessen Tode aus dem Dienste entlassen wa-
ren, schweiften sie als herrenloses Gesindel raubend umher, über-
fielen die Stadt Messana, das heutige Messina und verübten
hier die unerhörtesten Gräuelthaten. Da eilte der neugewählte
syrakusische Feldherr und nachherige König Hiero herbei und be-
lagerte sie in der festen Stadt Messana. In dieser Noch such-
ten die Bedrängten, unter sich uneinig, Schutz und Hülfe, einige
bei den Römern, andere bei den Karthagern. Der römische
Weiter, Geschichte der Römer. j[Q
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Malta Gozzo Elba Sardinien Spaniens Sicilien Karthago Sicilien Rom Karthago Syrakus Messana Messina Messana
146
Senat nahm anfangs billigen Anstand, dem Raubgesindel Hülfe
zu schicken; aber das Volk drang mit Gewalt darauf. Unter-
dessen wurden die Karthager von den Mamertinern in Messana
ausgenommen; — eine wichtige Erwerbung für sie! Denn im
Besitze dieser Stadt theilten sie mit den Römern in Rhegium
die Herrschaft von der Meerenge. Jetzt wagten die Römer das
Äußerste, um die Karthager hieraus wieder zu vertreiben. So-
fort setzte ein Heer unter dem kampfbegierigen Cónsul Appius
Claudius (Cauder) über den Sund, bemächtigte sich durch
List und Verrath der Stadt und vertrieb die Karthager (264).
Aber dadurch ward zugleich der Grund zu großen, langwierigen
Kriegen gelegt, mit welchen die Römer, die bis dahin nur in
dem abgesonderten Kreis der kleineren italischen Völker einge-
schlossen waren, zuerst auf den größeren «Schauplatz der dama-
ligen Weltgeschichte eintraten ').
Die Karthager schlossen darauf mit den Sprakusern ein
Bündniß und belagerten Messana, wurden aber Beide von Ap-
pius geschlagen, der nun vor den Mauern von Syrakus er-
schien. Hier ward mit wechselndem Erfolge gekämpft. Als aber
im folgenden Jahre (263) sieben und sechzig Städte Siciliens
theils von Syrakus, theils von Karthago abfielen und sich den
Römern unterwarfen; da trat Hiero auf die Seite der Römer
und blieb ihr treuer Verbündeter bis an seinen Tod (216).
Von ihm unterstützt, griffen die Römer Agrigent (Girgeuti), den
Hauptwaffenplatz der Karthager, an, welcher von Hannibal, dem
Sohne des Gisco, auf das hartnäckigste vertheidigt wurde. Sie-
den Monate lang zog sich die Belagerung hin. Da erst, als
auch das zum Ersatz herbeigeeilte karthagische Heer unter Hanno
von den Consuln Valerius Fl accus und Otacilius Cras-
sus geschlagen war, gelang die Eroberung (262); und Messana
wurde nun zu einem römischen Waffenplatze eingerichtet. Seitdem
ergab sich im Binnenlande der Insel eine Stadt nach der andern.
Mit so glanzenden Erfolgen erweiterte sich auch der Ge-
') Die Karthager hießen als Phönizier in der oskisch-latinischen
Sprache Poem, Punid, und daher bekamen die drei mit den Römern
geführten Kriege, welche im Ganzen 44 Jahre dauerten, auch den Na-
men punische. — Vgl. K. Holthaus, Geschichte Rom's im Zeitalter
der punischen Kriege. Leipzig 1846.
w
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Extrahierte Personennamen: Claudius_(Cauder Messana Hiero Hannibal Hannibal Hanno K._Holthaus
f
i 48
Jetzt griffen die Römer auch die karthagischen Besitzungen
auf Sardinien und Corsita an, während der Krieg in Sieilien
mit großer Anstrengung von beiden Seiten, unter abwechselndem
Glücke, fortgesetzt wurde. Einen zweiten großen Seesieg erfocht
ten die Consuln des Jahres 256, M. Atilius Regulus und
L. Manlius Vulso mit einer Flotte von dreihundert dreißig
Schiffen, die hundertvierzigtausend Matrosen und Landsoldaten
am Bord hatte, über das karthagische, zweihundertfünfzig Segel
starke Hauptgeschwader unter Hanno und Hamilkar an der Süd-
küste Siciliens, unweit des Vorgebirges Eknomus. Darauf setzten
sie nach Afrika über, um den Feind in seinem eigenen Lande
zu bekämpfen. Der feste Küstenplatz Clupea (Aspis) wurde ge-
nommen, und mit Beihülfe der abtrünnigen Numiden alles Land
bis gen Tunes erobert. Unterdeß war das Consulatjahr zu
Ende gegangen. Manlius führte den größten Theil der Flotte
und Mannschaft nebst reicher Beute nach Italien zurück; Regu-
lus dagegen setzte als Procónsul an der Spitze von vierzig
Schiffen, vierzehntausend Mann zu Fuße und fünfhundert Rei-
tern den Krieg in Afrika siegreich fort. Von Tunes aus drang
er vor bis unter die Mauern der Hauptstadt. Da boten die
Karthager, welche vergebens um billigen Frieden nachgcsucht hat-
ten, ihre ganze Macht auf und wählten den mit griechischen
Miethstruppen gelandeten Spartaner Xanthippus zu ihrem
Feldherrn. Regulus, der sich des Sieges zu gewiß glaubte und da-
her weniger auf seiner Hut war, wurde im Jahre 255 bei Tunes
überfallen und völlig besiegt. Die zahlreiche Reiterei und besonders
die hundert Elephanten, die Xanthippus in seinem Heere hatte,
richteten eine gräuliche Verwüstung unter den Römern an. Nur
zweitausend von diesen retteten sich durch die Flucht nach Clupea;
alle übrigen wurden entweder niedergehauen oder mit dem Pro-
cónsul gefangen.
Als die Nachricht dieser Niederlage nach Rom kam, wurde
schleunigst eine Flotte nach Afrika geschickt. Diese siegte zwar
noch in demselben Jahre und nahm den Rest des römischen
Heeres in Clupea an Bord, allein auf der Rückfahrt wurde
nem vitam udi a coena rediret, praelucere funalia et praecinere sibi
tibias jussit, quasi quotidie triumpharet. Flor. Ii. 2. 10.
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Extrahierte Personennamen: L._Manlius_Vulso Hanno Eknomus
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Sieilien Afrika Clupea Italien Afrika Clupea Rom Afrika Clupea
151
übertrugen. Er eroberte die Festung Eryr, und diese bildete
fortan mit Lilybäum und Drepanum eine unüberwindliche Vor-
maucr seiner Macht. Von hieraus neckte und ermüdete er in
unaufhörlichen kleinen Gefechten fast sieben Jahre hindurch die
Römer; und wie ein schleichendes Fieber verzehrte dieser schwan-
kende Kampf die Lebenskräfte beides Republiken. In dieser ver-
hängnißvollen Lage beschlossen die Römer, noch einmal ihr Glück
zur See zu versuchten; und durch freiwillige Beiträge wurde
eine Flotte von zweihundert Kriegesschiffen ausgerüstet. Mit
dieser segelte der Cvnsul L u t a t i u s C a t u l u s nach Sicilien
ab und schloß Drepanum ein. Die karthagische Flotte kehrte ge-
rade, mit vielem Gepäck und Mundvorrath belastet, von Afrika
zurück: und Hanno, der Anführer derselben, beschloß jetzt, erst die
Schiffe bei Eryr zu erleichtern und dann die Römer anzugrei-
fen. Allein dieses Vorhaben vereitelte Lutatius. Mit seiner
ganzen Flotte rückte er ihm entgegen, nöthigte ihn bei den
ägatischen Inseln zur Schlacht und zersprengte und vernich-
tete das feindliche Geschwader (242). Da trug Karthago, er-
schöpft und unfähig, die ausgehungerten sicilischen Festungen län-
ger zu behaupten, um Frieden an, der im Jahre 241 unter den
Bedingungen zu Stande kam: daß Karthago Sicilien und die
benachbarten kleinen Inseln zwischen Italien und Sicilien räu-
men, binnen zehn Jahren dreitausend zweihundert euböische Ta-
lente (fast drei Millionen Thaler) an Kriegskosten bezahlen und
dazu alle römische Gefangenen unentgeldlich ausliefern, endlich
Hiero und die Syrakuser nicht länger bekriegen sollte. Die
Großmuth, mit welcher hier die Römer ihres treuen Bundes-
genossen Hiero gedachten, konnte nur dazu dienen, ihnen auch in
anderen Kriegen treue Mithelfer zuzuführen.
So endigte ein vierundzwanzigjähriger wechselvoller Krieg,
in welchem Rom durch Sturm und Feind siebenhundert, Kar-
thago fünfhundert Kriegeöschiffe verloren, und ein fortan untilg-
barer Nationalhaß tiefe Wurzeln geschlagen hatte. Sicilien, mit
Ausschluß von Syrakus, wurde die erste römische Provinzd-
Diesen Namen führten alle außerhalb des eigentlichen Italiens 5
5) Dieses Wort deutet in seiner Ableitung von provincere auf ein
Hinwegdrängen des Feindes hin. Daher Festus pag. 124.: Provinciae
appellantur, quod populus Romanus eas provicit, j. e, anle vicit.
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194
dem man alle Kostbarkeiten, alle Statuen, Gemälde und andere
Kunstwerke, die hier in reicher Fülle vorhanden waren, heraus-
geschafft hatte, um sie als Siegestrophäen mit nach Rom her-
überzuführen, wurde die Stadt rein ausgeplündert, dann ange-
zündet und bis auf den Grund zerstört (146).
So sank auch Korinth, die Königin des Isthmus, in Schutt
und Asche und zwar in demselben Jahre in welchem auch Kar-
thago dasselbe traurige Schicksal traf. Nach Zerstörung dieser
beiden großen Handelsstädte zog sich der damalige Handel und
Verkehr größtentheils nach Alerandria, Utika und Rhodus.
Mummius brach nun von seiner wüsten Brandstätte auf,
um auch an den übrigen feindlichen Städten Rache zu nehmen.
Schrecken ging vor ihm her; Alles beugte sich vor dem gewal-
tigen Sieger. Überall wurde das Volk entwaffnet, die Rädels-
führer ermordet, die Städte geplündert, die Mauern niederge-
rissen, Theben aber und Chaléis auf Euböa völlig zerstört. Ganz
Griechenland bot einen schaudererregenden Anblick dar. Endlich
schickte der römische Senat, um das künftige Schicksal des Lan-
des zu bestimmen, zehn Commissarien dahin. Diese verwan-
delten Mittelgriechenland und den Peloponnes in eine römische
Provinz unter dem Namen Achaja '). Der Sieger, Mummius,
empfing die Auszeichnung des Triumphes und den Ehrennamen
„A chai cus."
§. 47. Die Kriege in Spanien. Viriathus. Numantia.
Weit schwieriger als Karthago's und Koirnth's Besiegung
war die Unterwerfung der freiheitsliebenden Sp anier, die sich
hinter ihren Bergen um so hartnäckiger vertheidigten, je mehr sie
durch die Habsucht und Treulosigkeit der römischen Befehlshaber
erbittert wurden. Die Römer betrachteten schon seit dem Jahre
206, in welchem die Karthager Spanien völlig geräumt hatten,
dieses Land als eine eroberte Provinz und theilten dieselbe in das
diesseitige und jenseitige Spanien (Uispania citerior et ulterior).
Allein es vergingen fast noch zweihundert Jahre blutiger und
wechselvoller Kämpfe mit den einzelnen ungebeugten Volksstäm-
0 Über die Einrichtung einer Provinz pflegte freilich immer einige
Zeit hinzugehen; daher wenigstens für Ach aja das gewöhnlich ange-
nommene Jahr 146 nicht als ganz bestimmt angenommen werden kann.
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Ruhe dieser Weltstadt verschönerte er dieselbe mit den herrlich-
sten Gebäuden und Anlagen '), und seine Freunde wetteiferten
hierin mit ihm. Agrippa allein legte in einem Jahre 150
Springbrunnen und 130 Wasserbehälter an; außerdem crbauete
er auch auf seine Kosten das Pantheon. — Italien, mit
Einschluß vom diesseitigen Gallien, theilte Augustus in 11 Re-
gionen und übertrug deren Verwaltung und Gerichtsbarkeit
Quästoren.
4. Die Provinzen zur Zeit des Augustus zerfielen in
Cäsarische (provínome Caesaris), die, als noch nicht völlig
unterworfen und beruhigt, unmittelbar unter dem Imperator
standen und eine große Militärmacht besaßen; und in sen «to-
rische (provínome senaius), die, als beruhigt und friedfertig,
von Proconsuln ohne Militärmacht verwaltet und vom Senat
und Volk gemeinschaftlich auf ein Jahr besetzt wurden 2). In
den Provinzen des Kaisers betrachtete sich dieser selbst als Statt-
halter; daher sandte er dorthin nur Stellvertreter, Legate mit
proprätorischer Gewalt, die ihr Amt so lange verwalteten, als
es ihm gefiel. Beiden standen gewöhnlich Procuratoren und
Quästoren als Verwaltungsgehülfen zur- Seite. Augustas selbst
bereisete wiederholt die Provinzen und ordnete ihre Verhältnisse.
Überhaupt erhielten sie, die früher so hart gedrückt wurden,
durch ihn ein milderes Schicksal, weil die Statthalter unter
strenge Aufsicht gestellt und auf ein festes Gehalt angewiesen
wurden. Bei ihrem Abgang in die Provinz erhielten sie jedes
Mal vom Kaiser ihre besonderen Instruktionen und Mandate
0 Augustus rühmte .sich mit Recht: marmoream se relinquere
urbem, quam lateritiam accepisset. Suet. Oct. 28. — Bei Livius Iv
90. wird er templorum omnium conditor aut restitutor genannt.
'lj Die Provinzen außer Italien waren folgende: 1. In Europa:
Sicilien, Sardinien und Corsika; Thracien und Mösien
(an der untern Donau>, Macedonien, Achaja (Griechenland), Pan-
nonien (Nieder- Ungarn-; Illyricum (Dalmatien), Noricum
(Kärnthen, Krain); Räti en (Graubünden und Tyrol); Vindelicien
(zwischen dem Inn, der Donau und Rätien; Gallien, Spanien und
Lusitanien (Portugal). 2. In Afrika: Die Provinzen Afrika; Nu-
mi dien und Mauri tanien im Westen der Nordküste; Cyrenaica
und Ägypten im Osten derselben. 3. In Asien: Syrien nebst Palä-
stina, Cilieien; die Provinz Asien (Kleinasien); Creta.
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Extrahierte Personennamen: Agrippa Augustus Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Gallien Italien Europa Sicilien Sardinien Donau> Macedonien Achaja Griechenland Dalmatien Noricum Krain Tyrol Donau Gallien Spanien Portugal Afrika Afrika Asien Syrien Creta
352
Provinzen alle asiatischen Lander, Ägypten, Libyen und Thra-
kien; die zweite oder illyrische Präfectur in 2 Diöcesen und
11 Provinzen Mösien, Makedonien, Griechenland und Creta.
Zur dritten Präfectur Italien mit 3 Diöcesen und 29 Pro-
vinzen gehörten Italien mit den Inseln Sicilien, Sardinien und
Corsika, ganz West-Africa von Cyrene an, und die Süd-Donau-
länder bis Mösien. Die vierte Präfectur Gallien mit 3 Diö-
cesen und 29 Provinzen begriff Gallien, Spanien und Brittan-
nien. Jeder Präfectur stand ein Prüfe et vor, der ohne Heer-
befehl die ganze bürgerliche Verwaltung und Rechtspflege leitete,
den Haushalt, die Polizei und Gewerblichkeit beaufsichtigte. Ihn
unterstützten in den Diöcesen Vicarien oder Stellvertreter, in
den Provinzen Rectoren (auch Conrectoren, Präsidenten, Pro-
consularen genannt). Rom und Constantinopel hatten ihre be-
sonderen Präfecten, die ebenfalls ohne Heerbefehl waren.
Das gesammtc Militär war einem Oberfeldherrn (magister
ntriusque exercitus) untergeben. Unter ihm stand der Befehls-
haber der Fußtruppen (magister peditum) und der der Reiterei
(magister equitum), unter welchen zunächst die Comites und
Duees als Befehshaber der Truppen in den Provinzen standen.
Den Mittelpunkt der ganzen Negierung und Verwaltung
aber bildeten die sieben höchsten Hofämter: 1) der Oberkam-
mcrherr (praepositus saeri cubiculi), dein die Aufsicht über den
kaiserlichen Palast, das Hofgesinde, Garderobe, Tafel:c. oblag.
2) Der Reichskanzler (magister oliiciorum), welcher als Cere-
monienmeister die Audienzen leitete, als Kanzler die Bittschriften
und Anfragen an den Kaiser entgegennahm und die Jurisdiction
über alle Hofbeamten hatte. 3) Der Staatssecretär (quaestor
sacri palatii), welcher als Cabinetsrath die Gesetze und Befehle
ausarbeitete und die kaiserlichen Decrete durch seine Unterschrift
beglaubigte. 4) Der Reichsschatzmeister (comes sacrarum lar-
gitionum), dem Finanzminister vergleichbar. 5) Der Kron-
schatzmeifter (comes rerum privatarum divinae domus), als
Verwalter des kaiserlichen Privatvermögens. 6) und 7) Die
Befehlshaber der an die Stelle der gänzlich aufgelösten Präto-
rianer getretenen kaiserlichen Haustruppen zu Pferde und zu
Fuß (comites domesticorum equitum et peditum). Diese sieben
Hofbeamten bildeten mit dem Praefectus urbi, dem am Hofe
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366
Valentim'an, fand sich mit den Hunnen ab und machte sich beim
Abschlüsse dieses Vertrages so verdient um den neuen Thron,
daß die Regentin volles Zutrauen zu ihm faßte und ihm die
höchste militärische Gewalt und die erste Stelle in ihrem Staats-
rathe übertrug.
Valentinianus Hl. (425—455). Unter der schwachen
Regierung dieses Kaisers, der fast sein ganzes Leben hindurch
unter der Vormundschaft seiner Mutter blieb, gingen fast alle
noch übrigen Provinzen des Reiches verloren. Ranke umstrickten
den Hof. Der zweizüngige Aetius, voll Eifersucht über das
Ansehen, das der verdienstvolle Statthalter von Afrika, Boni-
facius, bei Hofe genoß, schwärzte diesen bei der Kaiserin-
Mutter an, als wolle sich derselbe zum Herrn von Afrika machen
und flüsterte ihr ein, sie mögte, zur Probe, ihn unter irgend einem
Vorwände nach Hofe berufen, dann würde sich Herausstellen, ob er
gehorchen und Afrika verlassen würde. Da er sah, daß der Argwohn
bei ihr Wurzel faßte, ließ er dem Bonifacius durch einen seiner Ge-
treuen die vertrauliche Mittheilung machen: er stehe bei Hofe in
Verdacht; die undankbare Herrscherin beabsichtige, ihn zu stürzen;
er möge die Nachricht äußerst geheim halten; von der Wahr-
heit derselben könnte er sich überzeugen, wenn er unter irgend
einem eitlen Vorwände an den Hof gerufen würde. Bonifacius
wurde wirklich dahin gerufen und kam nicht. Placidia, die nun
an der Treue des Aötius nicht zweifelte, sandte sogleich Truppen
ab, den vermeintlichen Rebellen anzugreifen. Um sich in seiner
Provinz behaupten zu können, rief Bonifacius schleunigst d.ie
Vandalen unter Geiserich aus Spanien nach Afrika zu Hülfe
herüber (429). Zu spät wurden Placidia und Bonifacius ent-
täuscht und versöhnt. Dieser bereuete seine rasche That und
wollte sich den gelandeten Barbaren widersetzen; allein er wurde
geschlagen und zur Rückkehr nach Italien genöthigt. Die Sieger
gründeten alsbald auf der Nordküfte Afrika's das van dali-
sch e Reich mit der Hauptstadt Karthago'), eroberten Sicilien
und die Balearen und machten sich durch ihre Freibeuterei allen
C. Männert, Geschichte der Vandalen. Leipzig, 1785. — Unter
der Geißel dieser raubsüchtigen Barbaren wurde das blühende Afrika zu
einer Wüstenei. Bei der Belagerung von Hippo (Bona) starb 430 der
h. Augustinus, Bischof dieser Stadt.
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